Einleitung der wissenschaftlichen Arbeit
Disclaimer: Jede Hochschule hat andere Regeln und Vorschriften. Dieser Artikel enthält allgemeine Informationen zum Thema. Informieren Sie sich stets bei Ihrer Hochschule nach den gültigen Vorschriften.
Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit gibt Leserinnen und Lesern einen ersten Vorgeschmack davon, was sie im Hauptteil der Arbeit erwartet. Außerdem soll sie Lust darauf machen, weiterzulesen. Sie erklärt das Thema, warum es relevant ist, und zeigt, was die Autorin bzw. der Autor in der Hausarbeit herausfinden möchte. Ebenso gibt sie einen kurzen Überblick über Forschungsstand, Forschungsmethode, Untersuchungsschritte und die Struktur der Arbeit.
Wofür ist die Einleitung in der wissenschaftlichen Arbeit wichtig?
Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit soll der Leserin oder dem Leser in erster Linie einen guten Eindruck davon geben, was sie oder er von der Arbeit zu erwarten hat. Dazu muss sie die Frage beantworten, um welches Thema es geht und auf welche speziellen Unterthemen sich die Hausarbeit fokussiert. Zum Thema hinführen lässt sich z. B. gut mit einem passenden Zitat, einer provokanten Behauptung oder einer verblüffenden Tatsache. Daran anknüpfend sollte die Einleitung die Relevanz des gewählten Themas für das Forschungsfeld oder die Disziplin erläutern und z. B. auf aktuelle Lücken im Forschungsstand hinweisen. Das zentrale Element der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit ist in der Regel die Forschungsfrage, welche die Arbeit beantworten bzw. erläutern soll.
Die Einleitung sollte des Weiteren einen Überblick über den theoretischen Hintergrund geben, in dessen Rahmen die Forschung durchgeführt wurde. Auch die Vorgehensweise bei der Forschung, also wie die Daten gesammelt und daraus Erkenntnisse gezogen wurden, sollte Teil der Einleitung sein. Dies sollte kurz angerissen, aber an dieser Stelle nicht im Detail ausformuliert werden. Eine kurze Zusammenfassung der Gliederung der Arbeit hilft der Leserin oder dem Leser in jedem Fall, sich auf den Verlauf der Arbeit einzustellen. Auf Unterkapitel bzw. die genaue Untergliederung der Kapitel einzugehen, würde für die Einleitung aber zu sehr ins Detail gehen. Im Idealfall ist die Leserin oder der Leser nach der Einleitung neugierig auf die Arbeit, hat Lust weiterzulesen und möchte mehr über die in die Arbeit einfließende Forschung und ihre Ergebnisse erfahren.
Bestandteile der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit
Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit sollte also folgende Bestandteile haben:
- Eine Hinführung zum Thema der wissenschaftlichen Arbeit: Um was geht es und auf welche spezifischen Aspekte des Themas konzentriert sich die Hausarbeit?
- Eine Erläuterung der Relevanz des Themas der Arbeit: In welchen Aspekten des Themas ist die Forschung nicht auf dem neuesten Stand? Wie bettet sich der Erkenntnisgewinn der wissenschaftlichen Arbeit in den Forschungsstand ein und schließt die Forschungslücke?
- Wenn ein wichtiger Begriff, der unklar sein könnte, im Verlauf der Arbeit immer wieder vorkommt, ist dessen Begriffserklärung bereits in der Einleitung gut aufgehoben. Begriffserklärungen weniger zentraler Begriffe sollten allerdings im Hauptteil der Arbeit stehen.
- Ein kurzer Überblick über den theoretischen Hintergrund der Arbeit und das Vorgehen bei der Forschung: Welche theoretischen Konzepte, Modelle oder Ansätze sind für das Verständnis der Arbeit wichtig? Wie wurden die Daten gesammelt, analysiert und interpretiert?
- Nennung und Erläuterung der Forschungsfrage, welche die Verfasserin oder der Verfasser im Laufe der Arbeit beantwortet. Falls es keine konkrete Forschungsfrage gibt, sollte das Ziel der Arbeit ebenso präzise formuliert werden.
- Inwiefern die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit die persönliche Motivation der Autorin oder des Autors wiedergibt, hängt stark von Thema und Umfang der Arbeit ab. Für eine 8-seitige Hausarbeit über einen Romanklassiker ist es z. B. nicht unbedingt notwendig, darauf hinzuweisen, dass man das analysierte Buch bereits als Kind gerne gelesen hat. Wurde aber z. B. für eine Abschlussarbeit zeitaufwändige und intensive Forschung betrieben ist es sicher interessant zu lesen, was die Forschende oder den Forschenden dazu bewegt hat.
- Die Vorstellung der Gliederung der wissenschaftlichen Hausarbeit ist insbesondere bei Abschlussarbeiten und anderen längeren wissenschaftlichen Arbeiten wichtig, um der Leserin oder dem Leser einen guten Überblick darüber zu verschaffen, was sie oder ihn im Verlauf der Arbeit erwartet. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Inhalte der Kapitel nicht zu ausführlich darlegen.
Was muss bei der Erstellung der Einleitung beachtet werden?
Wie beim Rest der wissenschaftlichen Arbeit, sollten Studierende auch in der Einleitung darauf achten, die formellen und stilistischen Vorgaben einzuhalten, welche der Fachbereich oder die Dozentin bzw. der Dozent vorgibt. Meistens lassen sich diese Vorgaben auf der Website des Fachbereichs nachlesen oder als übersichtliches PDF-Dokument herunterladen. Das letzte Wort in formellen Fragen hat aber oft die Dozentin bzw. der Dozent, Studierende sollte sich mit dieser/diesem absprechen und einigen, bevor sie mit dem Schreibprozess beginnen.
Darüber hinaus sollten Studierende auf die bestmögliche Lesbarkeit der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit achten. Sie sollte prägnant und besonders klar und präzise formuliert sein. In der kompletten wissenschaftlichen Arbeit, aber insbesondere in deren Einleitung gilt zudem: Auch eine fachfremde Person soll den Text verstehen können. Unnötig komplizierte Sprache sollten Autorinnen und Autoren also vermeiden. Rechtschreib- und Grammatikfehler machen zudem in der Einleitung einen besonders schlechten Eindruck. Wer damit Probleme hat, könnte eine professionelle Korrektorin bzw. einen professionellen Korrektor zu Rate ziehen.
Zeitform der Einleitung beachten
Grundsätzlich sollte die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit im Präsens also der Gegenwartsform verfasst werden. Bei der Zeitform kommt aber immer darauf an, um was es geht. Wird die Hausarbeit an sich thematisiert, also zum Beispiel die Forschungsfrage gestellt, ist das Präsens die korrekte Zeit.
- „Die vorliegende Hausarbeit soll darlegen, inwiefern …“
- „Das erste Kapitel fasst das theoretische Konzept der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit zusammen.“
Bezieht sich die Einleitung auf Ereignisse in der Vergangenheit, ist nicht das Präsens, sondern eine Vergangenheitsform die korrekte Zeitform. Die beiden Vergangenheitsformen, welche in der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit zum Einsatz kommen können, sind das Perfekt und das Präteritum. Das Perfekt wird z. B. verwendet, wenn der beschriebene Sachverhalt zwar in der Vergangenheit abgeschlossen wurde, aber trotzdem noch einen Gegenwartsbezug hat:
- „Die Französische Revolution hat Menschenrechte etabliert, auf die sich das deutsche Grundgesetz stützt.“
Das Präteritum hingegen sollten Autorinnen und Auroren in der Einleitung nutzen, wenn die beschriebene Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen wurde und keinen unmittelbaren Bezug zur Gegenwart hat:
- „Am 31. März 2022 wurde das soziale Netzwerk studiVZ abgeschaltet.“
Wie lang sollte die Einleitung der wissenschaftlichen Arbeit sein?
In der Regel lässt sich die Frage nach der Länge der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit lapidar mit „so lang wie nötig“ beantworten. Das bedeutet, dass alle wichtigen Aspekte vorhanden sein sollten, die in einer guten Einleitung die Leserin oder den Leser auf den Hauptteil der Arbeit vorbereiten, also z. B. die Beschreibung und die Relevanz des Themas, die Forschungsfrage und das Vorgehen bei der Forschung. Wenn aber Ihre Dozentin bzw. Ihr Dozent oder die Vorgaben des Fachbereiches z.B. eine 2-seitige Einleitung voraussetzen, sollten Sie dem natürlich nachkommen.
Zeitpunkt zum Verfassen der Einleitung
Auch wenn der Schreibprozess oft sehr individuell ist, der beste Zeitpunkt zum Verfassen der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit ist meist dann, wenn die restlichen Kapitel und Unterkapitel der Arbeit (zumindest in einer ersten Version) ausformuliert sind. Es gibt zwar den einen oder anderen Menschen, der wissenschaftliche Arbeiten von vorne bis hinten durchschreibt, aber bei den meisten Studierenden würde ein solcher Schreibprozess nur zu einer Schreibblockade führen. Um Schreibblockaden zu vermeiden, sollte man zuerst die Untersuchungsschritte in Worte fassen, mit denen man sich gerade beschäftigt hat und den Erkenntnisgewinn, den man noch frisch im Kopf hat, ausformulieren.
Formulierungshilfen für die Einleitung
Etwas umstritten ist die Frage, ob man in einer wissenschaftlichen Arbeit auch Sätze in der ersten Person, also der Ich-Form, formulieren sollte bzw. darf. Letzteres sollten Studierende mit der- bzw. demjenigen klären, die bzw. der die Hausarbeit am Ende liest und bewertet. Grundsätzlich sollten Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Arbeiten Personalpronomen (ich, wir, man) so selten wie möglich verwenden. Es gibt aber Punkte, bei denen die Ich-Form deutlich besser klingt und mehr Sinn ergibt als eine verkrampfte Passivkonstruktion wie z. B. „es wurde der Frage nachgegangen, …“. Wenn man z. B. in der Einleitung über die persönliche Motivation für die Themenwahl schreibt, oder die Forscherin bzw. der Forscher Ethnologie oder Soziologie studiert und eine teilnehmende Beobachtung durchgeführt hat, ist es sinnvoll, darüber in der Einleitung in der Ich-Form zu schreiben.
Beispiele für die Einleitung in wissenschaftlichen Arbeiten
Hier sind einige Beispielformulierungen, die beim Verfassen der Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit hilfreich sein können (der Inhalt ist frei erfunden):
- „Die Frage, wie sich die ständige Online-Präsenz auf das psychische Wohlbefinden junger Erwachsener auswirkt, gewinnt zunehmend an Bedeutung.“
- „In der Psychologie gibt es zu diesem Thema abgesehen von … kaum Studien. In dieser Studie werden das Selbstwertgefühl und die Stimmungsregulation allerdings eher am Rande behandelt.“
- „Diese Hausarbeit soll daher den Einfluss sozialer Medien auf Faktoren wie Selbstwertgefühl und Stimmungsregulation junger Erwachsener ausführlich untersuchen und darlegen.“
- „Um diesen Zusammenhang zu beleuchten, habe ich/wurde eine kombinierte Methodik aus quantitativen und qualitativen Ansätzen eingesetzt: Zunächst führte ich Leitfrageninterviews mit … „
- „Das erste Kapitel fasst den Forschungsstand der Auswirkungen sozialer Medien auf die Psyche zusammen.“
Checkliste: So gelingt die perfekte Einleitung deiner wissenschaftlichen Arbeit
- Hinführung zum Thema z. B. mit einem Zitat oder einer unerwarteten Tatsache
- Beschreibung und Eingrenzung des Themas
- Relevanz des Themas und der eigenen Arbeit (Gibt es eine Forschungslücke?)
- Nennung und Erläuterung der Forschungsfrage/Formulierung des Ziels der Arbeit
- wichtige Begriffserklärungen
- Überblick über den theoretischen Hintergrund
- Erläuterung des Vorgehens bei der Forschung
- Erläuterung der persönlichen Motivation für die Arbeit/das Thema
- Zusammenfassung der Gliederung der Arbeit (aber ohne Unterkapitel bzw. Untergliederung der Kapitel)
- prägnante und präzise Formulierungen
- Schachtelsätze und Passivkonstruktionen vermeiden
- fehlerfreie Rechtschreibung und Grammatik
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