Design im Fernstudium
Nachdem der Fachbereich Design ins Flexstudium eingezogen ist und sich die ersten Studierenden bereits für einen der fünf angebotenen Bachelorstudiengänge eingeschrieben haben, wird die Wilhelm Büchner Hochschule ab Oktober Design auch im Fernstudium anbieten und damit die Fernstudienlandschaft revolutionieren.
Manch eine:r wird sich nun fragen: Design im Fernstudium? Wie soll das gehen? Ein Bereich, der derart praktisch ausgerichtet ist, soll ohne nennenswerte Präsenzeinheiten funktionieren?
Wir haben mit Prof. Alexander Luckow gesprochen. Er ist der Gründungsdekan des Fachbereichs und verantwortlich für die Entwicklung aller Design-Studiengänge.
Herr Luckow, von Anbeginn waren Sie an der Entwicklung des neuen Fachbereichs Design beteiligt. Wie darf man sich eine solche Neuentwicklung vorstellen? Was sind die Schritte von der ersten Idee bis zum akkreditierten Studiengang?
Das ist ein langer Weg. Entscheidend war hier, dass sich zur richtigen Zeit die richtigen Personen begegneten. Die Wilhelm Büchner Hochschule hat mit ihren primär technisch orientierten Studiengängen erkannt, dass Technik in der beruflichen Praxis stark mit gestalterischen Kompetenzen verzahnt ist. Als Designer und Lehrender habe ich vergleichbare Erfahrungen. So sind wir zusammengekommen und haben überlegt, wie ein Studienangebot aussehen muss, damit es angenommen wird.
In der Startphase hatten wir ein sehr breites Portfolio an Studiengängen, aus dem wir dann einen Kern herausgearbeitet haben: Industrie- und Kommunikationsdesign als Fächer mit breitem Bedarf im Markt, Game- und Animation-Design mit viel Potenzial und Nachhaltigkeits-Design mit hoher gesellschaftlicher Relevanz. Danach war dann schnell klar, mit wem wir reden und wen wir für uns gewinnen müssen, um qualitativ hochwertige Studienangebote für diese Fächer zu entwickeln. Die Suche nach diesen Menschen hat viel Energie und Zeit gekostet, weil die interessantesten Kandidatinnen und Kandidaten natürlich meist gebunden sind. Aber schließlich haben wir ein Team mit sehr vielseitig ausgeprägten Kompetenzen um uns versammelt, das dann aus der Idee einen Plan geschmiedet hat.
Welche Inhalte, welches Wissen und welches Können muss in einem Design-Studiengang vermittelt werden, um den Absolventinnen und Absolventen die bestmöglichen Chancen für den Beruf zu sichern? – das war die Frage, die uns dabei geleitet hat. Aus den Antworten auf diese Frage entwickelten wir Module und sahen, welche Lehrmaterialien – Literatur, Software, Hardware, Studienhefte usw. – den Studierenden bereitgestellt werden müssen. Klingt einfach, ist aber ein komplexer Prozess, weil man die Dinge operationalisieren muss, d. h., man muss einen Semesterplan erstellen und alles so organisieren, dass die Fächer wirklich gut studierbar sind, und zwar ohne dass man durch Sachzwänge Abstriche beim fachlichen Anspruch macht. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akkreditierung.
Die Akkreditierung selbst ist ein ebenso langwieriger Vorgang, weil man es mit mehreren Instanzen und fachlichen Kompetenzträgern zu tun hat, die sehr genau hinschauen. Da wird kontrolliert, viel gefragt, noch einmal nachgefragt, und dann muss man möglicherweise im Nachgang einen Katalog von Änderungen abarbeiten, bevor man die Akkreditierung in Händen hält. Für uns war das sehr aufwendig, aber die Sache lohnt sich und ist gut, weil sie letzten Endes der Qualitätssicherung dient. Wir haben dies letztendlich für alle fünf Studiengänge im Fachbereich Design erfolgreich realisiert.
Mit der Möglichkeit, Design im Fernstudium zu studieren, ist die Wilhelm Büchner Hochschule absoluter Vorreiter. Keine andere Fernhochschule bietet Design in diesem vollen Umfang an. Wie erklären Sie sich, dass zuvor noch niemand diesen Schritt gewagt hat?
Die Wilhelm Büchner Hochschule gehört zu den wenigen Hochschulen, die eine jahrelange Expertise im Fernstudium erfolgreich aufgebaut hat. Das haben andere Fernhochschulen auch. Aber an der WBH gibt es viel Erfahrung mit technischen Studiengängen. Damit meine ich Ausbildungsgänge, die neben dem theoretischen Wissen auch Fertigkeiten weitergeben, die auf die Anfertigung von Entwürfen oder die Handhabung von Materialien abzielen. Das gilt auch für alle Bereiche des Designs.
Dazu kommt, dass die Designpraxis durch besondere Formen der manuellen Arbeit geprägt ist und Kooperation wie Teamgeist erfordert. Das alles kann man nicht nur theoretisch vermitteln. Wenn eine Hochschule Bachelor-Studiengänge für Design anbieten will, dann muss sie entsprechende Voraussetzungen schaffen: Wege für die Echtzeit-Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden öffnen; Räume für Teamarbeit im Studium bereitstellen; Werkstätten und Labore ausstatten; das Studienangebot für diese Ansprüche flexibel organisieren. Das kostet Geld. Am Ende sind es zwei Dinge, an denen es hängt: Man muss wissen, wie man im Fernstudium praktisch anleitet und arbeitet, und man muss investieren.
Ein neuer Fachbereich bringt nicht nur in der Entwicklungsphase Herausforderungen mit sich. Wie begegnen Sie den Herausforderungen, die nach der Realisierung eines neuen Fachbereichs auf Sie warten?
Den laufenden Herausforderungen begegnen wir im Team. Beim Aufbau des Fachbereichs Design profitieren wir sehr von der Expertise der anderen Dekane. Dort gibt es auf allen Ebenen Menschen, die eine unglaublich lange Erfahrung mit dem Fernstudium haben, die die Details einer Akkreditierung kennen, die stark in der Organisation sind, gute Ideen haben und die die Studierenden und deren Ansprüche genau kennen. Dieses Wissen bekommen wir angeboten und dafür möchte ich mich an dieser Stelle einmal ausdrücklich bedanken. Innerhalb des Fachbereichs Design helfen uns die versammelte Fachkompetenz des Teams und das außergewöhnliche Engagement aller Mitstreiter. Das Team gibt wirklich alles. Ich weiß nicht, wo wir ohne all dies heute wären.
Wie darf man sich ein Design-Fernstudium an der WBH vorstellen?
Im Prinzip handelt es sich um ein grundständiges Bachelor-Studium mit dem Unterschied, dass die WBH es auf einer sehr flexiblen und individualisierbaren Basis anbietet. Die Studierenden haben die Freiheit, sich das Studium nach den eigenen Bedürfnissen zu organisieren, denn wir haben die Studiengänge ja vorrangig mit Elementen angereichert, die auf Distanz funktionieren. Dazu kommen die Präsenzangebote. Hier kann man sich treffen und austauschen, zusammen an einem Projekt arbeiten oder Ähnliches. Alle Studentinnen und Studenten durchlaufen im Fachbereich Design einen gemeinsamen Kanon mit grundlegenden Fächern für alle Designsparten, also Zeichnen, Designtheorie, Designgeschichte, Recht und Wirtschaft im Design. Damit bereiten wir die Studierenden auch auf interdisziplinäre Aspekte im Studium und im Beruf vor. Denn beispielsweise gibt es zwischen Industriedesign und Nachhaltigem Design viele Berührungspunkte. Im Zentrum steht bei beiden die Suche nach der Form, aber sie finden unterschiedliche Wege dorthin.
Sieht man alle Designdisziplinen als Wirtschaftszweige im Markt, ist klar, dass niemand dabei ohne Kommunikation, also auch Kommunikationsdesign auskommt. Animation Design und Game Design arbeiten grundsätzlich nach dramaturgischen Regeln; im Mittelpunkt steht fast immer ein Charakter, also eine belebte Figur und eine Story, also eine spannende Geschichte. Für alle Studiengänge gibt es natürlich ein fachspezifisches Angebot. Es umfasst die jeweiligen Arbeitstechniken, die benötigte Software und das spezielle Wissen aus dem Fach. Im Studium lehren wir aber nicht nur, wie etwas gemacht wird, sondern geben auch eine Antwort auf die Frage: „Warum wird das so gemacht?“ In Studium und Beruf ist es wichtig zu wissen, warum wie die Dinge so geworden sind, wie sie eben sind.
Handlungsorientierung, Kritik und Diskurs sind Kernstücke einer zum Erfolg führenden ästhetischen Ausbildung. Damit betonen wir die wissenschaftlichen Komponenten des Studiums. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass die Studierenden sich mit diesem Wissen argumentative Muster erarbeiten, die ihnen später in der Arbeitswelt mehr Rückhalt geben. Denn mit Fachkenntnis allein ist es dort nicht getan.
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