Interview mit Tobias Domke und Christian Rose
Interview mit Tobias Domke und Christian Rose, den Geschäftsführern der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) und der Wilhelm Büchner Hochschule (WBH)
Die SGD ist Deutschlands führende Fernschule. Die Wilhelm Büchner Hochschule ist Deutschlands größte private Hochschule für Technik. Was hat die beiden Bildungseinrichtungen so erfolgreich gemacht?
Tobias Domke: Die SGD wurde 1948 gegründet. Über die Jahre hinweg haben wir eine enorme Expertise aufgebaut und die Methode „Fernlernen“ weiter optimiert. Nicht umsonst gilt die SGD als Pionier des Fernlernens. Das sind Erfahrungen, die andere Marktbegleiter erst jetzt in den letzten drei Jahren für sich machen mussten. Und viele dieser Erfahrungen konnten 1:1 auf die Wilhelm Büchner Hochschule übertragen werden, als sie 1997 aus der SGD heraus gegründet wurde.
Welche Erfahrungen sind das genau?
Tobias Domke: Viele Anbieter von Präsenzunterricht oder einem Präsenzstudium mussten erkennen, dass es allein nicht getan ist, die Inhalte online abzubilden. Unsere Stärke liegt auch darin, die Teilnehmenden im Laufe ihrer Weiterbildung zu begleiten und möglichst gut auf ihre Abschlussprüfung bzw. ihren Abschluss bei der SGD vorzubereiten. Uns ist wichtig, den Studierenden jederzeit das Gefühl zu geben, dass sie bei uns gut betreut werden. Dabei muss ein Rädchen ins andere greifen: vom Service über die Veranstaltungen bis hin zum Online-Campus. Das haben wir über die Jahre hinweg immer mehr verfeinert. So sind wir seit Jahrzehnten immer ein Stück weiter als die Wettbewerber.
Christian Rose: Entscheidend ist dabei auch, die Bedürfnisse der Lernenden genau zu kennen und eine enge Beziehung zu ihnen zu haben. Was wir tun, soll schließlich unseren Kunden zugutekommen, soll sie v. a. voranbringen. So haben wir uns mit den Kunden entwickelt und uns immer an ihren Bedürfnissen orientiert.
Dann ist das enge Miteinander mit Ihren Kunden Ihr Erfolgsrezept?
Christian Rose: Ja, es ist die Voraussetzung für viele unserer Stärken – vom intensiven Kontakt mit den Lernenden bis zu unserem erfolgreichen pädagogischen Konzept. Dieses Miteinander ist daher ein wichtiger, kontinuierlicher Prozess. Es reicht nicht, nur alle fünf Jahre eine Marktforschung durchzuführen. Wir interagieren in Echtzeit mit unseren Kunden. Das heißt: Wir bieten unseren Lernenden eine sehr persönliche tutorielle Begleitung und halten somit einen engen Kontakt mit ihnen.
Tobias Domke: Sie dürfen auch nicht vergessen: Mit über 300 Kursen in 9 Wissenswelten haben wir für fast jeden etwas Interessantes zu bieten. Für 16- oder 17-jährige Schulabgänger genauso wie für wissbegierige Senioren mit 92 Jahren. Und jeder Kunde hat unterschiedliche Bedürfnisse. Da ist nicht nur die Generation Netflix dabei, die ein optimiertes Online-Ergebnis erwartet. Wir haben auch viele Kunden, die sehr viel Wert darauf legen, dass sie ihren Betreuer persönlich kennen. Und insofern gilt es, ihnen allen eine für sie passende Möglichkeit der Interaktion zu bieten. Im Übrigen gilt das auch für die Wilhelm Büchner Hochschule.
Und inwieweit ist das Miteinander für Ihr pädagogisches Konzept wichtig, das Sie vorhin ansprachen?
Christian Rose: Ob SGD oder WBH, wir entwickeln unsere Lernangebote nicht nur inhaltlich weiter. Auch die Art der Vermittlung, das pädagogische Konzept wird ständig der Zeit und den Bedürfnissen der Kunden angepasst. Wir richten uns dabei nach den bestehenden höchsten Best-off-Standards, die es nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gibt. Gemeinsam mit dem Lehrangebot und dem Service ergibt sich daraus ein Gesamtangebot, das unsere Kunden besonders schätzen.
Wie ist es bei diesem Erfolg beider Unternehmen dann zu erklären, dass sie viele Menschen noch nicht wahrgenommen haben, sei es in Darmstadt, der Heimatstadt beider Unternehmen, oder im restlichen Deutschland?
Christian Rose: Es ist nicht wichtig, dass uns jeder kennt. Wir wollen die Menschen gezielt erreichen, für die unsere Art des Lernens und Studierens gut funktioniert – und diese Zielgruppe wollen wir erfolgreicher machen und im Leben vorwärtsbringen. Deshalb plakatieren wir nicht große Billboards in der Stadt, an Flughäfen oder Bus-Bahnhöfen, sondern sprechen unsere Kunden lieber direkter an.
Tobias Domke: So haben wir in den Corona-Jahren nicht deshalb mehr Zulauf erhalten, weil wir mehr Werbung gemacht hätten. Sondern weil sich die Gruppe der Interessenten, die auf uns zukommen, gewandelt hat und noch digitaler geworden ist. Wir erreichen jetzt auch Menschen, die sich bislang sehr stark auf Präsenzangebote fokussiert haben. Und das liegt nicht nur an Corona, sondern auch am Wandel der Arbeitswelt und den Erwartungen an die Bildungsangebote.
Deshalb bieten wir Berufstätigen das Modell „Fernlernen“ bzw. „Fernstudium“, mit dem sie sich flexibel neben dem Beruf oder sonstigen Tätigkeiten weiterbilden können – ohne an einen Ort oder feste Termine gebunden zu sein. Ideal ist das in Zeiten von Kontaktbeschränkungen oder gar einem Lockdown. Und sie müssen dabei nicht auf eine intensive tutorielle Betreuung verzichten.
Christian Rose: Inflation und steigende Kosten in den Privathaushalten machen das Lernen zu Hause noch einmal wesentlich attraktiver. Denn jeder fragt sich da einmal mehr: „Kann ich es mir leisten, über Monate oder gar Jahre immer wieder zu Präsenzveranstaltungen zu fahren?“, v. a. dann, wenn jemand auf dem Land lebt und möglicherweise sogar Dutzende Kilometer zu Präsenzterminen hätte. Hinzu kommt, dass sich durch das digitale Lernen viele weitere Vorteile ergeben: Das Lernen wird nachhaltiger, valider und erfolgreicher. Denn wir bieten ein gemischtes Lernen mit verschiedenen Lernformaten, das zu einem besseren Ergebnis beiträgt.
Und insofern nimmt unsere Bekanntheit immer weiter zu, und gleichzeitig betreibt auch die Wirtschaft für die Branche ein gewisses Gattungsmarketing.
Was meinen Sie damit? Welche Vorteile sieht die Wirtschaft im Fernunterricht?
Christian Rose: Ähnlich wie die Lernenden: Bei dem enormen Fachkräftemangel heutzutage steht Weiterbildung und lebenslanges Lernen hoch im Kurs. Unternehmen finden neue Experten mittlerweile meist nur noch in der eigenen Belegschaft. Doch sollen diese dann monatelang ausfallen, wenn sie die Schulbank drücken? Da müssen andere Lösungen her: Wie z. B. der Fernunterricht, der neben dem Beruf erfolgen kann.
Und hier treffen sich die Interessen von Unternehmen und Arbeitnehmern. Denn die fragen sich auch: Kann ich mir jetzt eine Auszeit für eine Weiterbildung oder gar ein Studium nehmen? Wie finanziere ich den Einkommensausfall? Wir antworten: „Gar nicht, weil Sie nicht darauf verzichten müssen.“
Denn das Fernlernen bringt Flexibilität in allen Facetten mit, egal in welcher Lebenssituation sich unsere Lernenden gerade befinden: Sie können nur an bestimmten Tagen in der Woche oder am Wochenende lernen? Sie sind krank, in Elternzeit oder in einer schwierigen Arbeitssituation? Egal. Bei uns teilen sie sich ihr Lernpensum einfach selbst ein. Sie entscheiden, wann, wo und wie schnell sie lernen wollen. Das können starre Präsenzangebote nicht leisten.
Selbst arbeitsuchende und von Arbeitslosigkeit Bedrohte können mit unseren Kursen ihre Jobchancen verbessern. Denn viele unserer Kurse (SGD), Hochschulzertifikate (WBH) und Nano Degrees (WBH) sind mit einem Bildungsgutschein bis zu 100 Prozent förderbar.
Sowohl die SGD als auch die WBH sind Bildungsunternehmen der Klett Gruppe. Viele Menschen verbinden Klett jedoch mit Lern- und Unterrichtsmedien, mit Fachliteratur sowie Belletristik. Wie passen da eine Fernschule und eine Fernhochschule ins Unternehmenskonzept?
Tobias Domke: Das stimmt, Klett wird in erster Linie mit seinen Verlagen in Verbindung gebracht. Die Familie Klett und die Klett Gruppe denken Bildung ganzheitlich. Und sie sind sehr erfolgreich damit. In ihrer 125-jährigen Geschichte hat die Klett Gruppe jedoch weitere Sparten eröffnet und ist heute einer der führenden Bildungskonzerne Europas. Das heißt: Vom Kindergarten bis ins Rentenalter kann sich jeder in Unternehmen der Klett Gruppe aus- und weiterbilden.
Warum steht dann nicht Klett auf dem Firmenschild von SGD und WBH?
Tobias Domke: Klett lebt sehr stark das Prinzip der Dezentralität. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen selbst im Rahmen des unternehmerischen Handelns seine eigenen Entscheidungen trifft – alles im Rahmen der Prinzipien und Grundsätze von Klett.
Christian Rose: Die unterschiedlichen Unternehmen innerhalb der Klett Gruppe haben alle ihre eigene Identität sowie einzigartige Marktpositionierungen –verbunden mit starken eigenen Markennamen. Dennoch zeigen wir unsere Zugehörigkeit zur Klett Gruppe – in dezenter Referenz. Denn Klett steht für Qualität, für Tradition und Nachhaltigkeit. Wie wir auch. Klett ist ein Qualitätssiegel, das wir in unserer Korrespondenz und Kundenkommunikation immer als Qualitätsmerkmal mitführen.
Die Klett Gruppe feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Was ist das Geheimnis für ihr erfolgreiches Bestehen?
Tobias Domke: Ein Erfolgsfaktor liegt sicherlich in der Bodenständigkeit der Familie Klett. Der Fokus liegt dabei auf Kontinuität, nicht auf der Maximierung von Renditen. Klett fördert daher auch eine gewisse Fehlerkultur, in der neue Dinge ausprobiert werden können, die ein nachhaltiges Wachstum in den Bildungsmärkten begünstigen.
Christian Rose: Das kann ich nur unterstreichen: Diese Philosophie ist fest in der Klett-Familie und in der Führung der Klett Gruppe verankert. Das Thema Bildung steht im Vordergrund. Der unternehmerische Aspekt ist zwar logischerweise notwendig, um das bieten zu können. Aber das Ziel bleibt, eine Bildung zu schaffen, die den Menschen weiterhilft, im Leben erfolgreich zu sein.
Tradition steht in der Klett Gruppe für Beständigkeit. Und bestehen können wir heute nur, wenn wir konsequent auf die Zukunft ausgerichtet bleiben. Deshalb sind wir innovativ. Wir probieren – wie gesagt – verschiedene Dinge aus. Nicht auf dem Rücken der Lernenden, sondern für sie. So können wir uns uneingeschränkt den neuen Anforderungen und Bedingungen fürs Lernen stellen. Und neue Lern- und Kommunikationsmethoden sowie neue technologische Entwicklungen einbinden und ausprobieren. Sowohl im Experimentierlabor als auch zusammen mit dem Kunden in der Erprobung. Immer mit dem Ziel, sicherzustellen, dass „das Neue“ auch im Sinne des Kunden funktioniert. Anschließend stellen wir unsere Neuerungen dann allen Kunden zur Verfügung.
Und dieser Grundgedanke, diese Arbeitsweise und diese Erfolgsstrategie verbinden die SGD und die Wilhelm Büchner Hochschule mit der Klett Gruppe in vielfacher Weise – weit über das Unternehmerische hinaus.
Vielen Dank für das Gespräch.