Weiterbildungsbedarf in Unternehmen
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“
(Heraklit von Ephesus, 535–475 v. Chr.)
Gerade in der heutigen Zeit – vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und Globalisierung – scheint das Zitat aktueller denn je zu sein.
Wandel statt Stillstand. Beständig wandeln, um nicht stillzustehen.
Wer wettbewerbsfähig und erfolgreich sein und bleiben möchte, muss den Wandel mitgehen und ihn aktiv mitgestalten. Unternehmerische Prozesse auf dem Wissen vergangener Jahrzehnte aufzubauen und fortzuführen und das Know-how der eigenen Mitarbeiter:innen als fortwährend ausreichend zu betrachten, wäre fatal.
Das ist leicht gesagt. Aber ist es auch so einfach getan? In der Realität stellt der Wandel Unternehmen vor große Herausforderungen.
Wir haben mit Marcus Knöbel, Executive Vice President im Bereich „Business Unit Advanced Optics“ bei der SCHOTT AG und Mitglied des siebenköpfigen WBH-Hochschulrats, über Veränderung und wandelnde Unternehmensprozesse gesprochen.
Herr Knöbel, vielen Dank, dass Sie uns für dieses Interview zur Verfügung stehen. Sie sind Manager in einem großen internationalen Technologiekonzern und sehen sich entsprechend direkt mit den Herausforderungen der sich schnell wandelnden Zeit konfrontiert. Inwieweit beeinflusst der Wandel Ihr tagtägliches Tun?
Die permanenten Veränderungen der Rahmenbedingungen durch technologische, aber auch geopolitische Entwicklungen verschieben den Fokus der Organisation vom langfristigen linearen Planen mehr und mehr hin zu einem Agieren in unterschiedlichen Optionsräumen. Dies erfordert ein hohes Maß an Flexibilität in der Organisation und auch die Fähigkeit, neue Themen parallel aufzunehmen. Neben Themen wie Digitalisierung, die den Wandel generell beschleunigen, haben dies insbesondere die Ereignisse der letzten drei Jahre allen Unternehmen verdeutlicht.
Wie begegnen Sie auf Unternehmerseite dem Wandel der Zeit?
Natürlich zum einen dadurch, dass offensichtliche Treiber und Beschleuniger des Wandels, wie das Thema Digitalisierung, prominent im Unternehmen platziert und auch aktiv bearbeitet werden. Das kann z. B. ein funktionsübergreifendes Team sein, das das Thema Digitalisierung vorantreibt. Gleichermaßen müssen neue Arbeitsformen und Herangehensweisen, wie sie z. B. aus der Start-up-Branche oder auch Softwareentwicklung bekannt sind, auch bei einem klassischen Industrieunter-nehmen Anwendung finden. Dazu gehören die bekannten agilen Methoden, aber auch Konzepte wie das Design eines MVP (Minimal Viable Product). Diese müssen zwar angepasst werden, adressieren aber die Grundherausforderung des schnellen Wandels und die Problematik beim Entwickeln von Langfristprognosen.
Begleitet werden muss das dann von einer Vielzahl von Kommunikationsmaßnahmen, die sicherstellen, dass wechselnde Prioritäten und erforderliche Anpassungen nicht willkürlich, sondern aus gutem Grund passieren. Gleichzeitig muss es trotzdem ein klares Ziel geben, das die Organisation verfolgt.
Welche Möglichkeiten haben aus Ihrer Sicht Unternehmen, mit der Beschleunigung von Veränderung Schritt zu halten?
Wie immer ist es grundlegend, dass die einzelnen Mitarbeiter in der Lage sind, in dieser Situation ihre beste Leistung zu bringen. Und dazu müssen sie befähigt werden.
Hierzu zählt zum einen natürlich die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter, um für neue inhaltliche Fragestellungen gerüstet zu sein. Hier ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Faktor, das Lernen mithilfe unterschiedlicher Konzepte zu ermöglichen, die sich gut in den Arbeitsalltag integrieren lassen und auch den individuellen Lernbedürfnissen Rechnung tragen. Hierzu gehört insbesondere ein Fokus auf digitale Lerninhalte, die gut aufgeteilt und selbst gesteuert werden können. Oder auch das verstärkte Angebot von Webinaren, die hybrid als „Live“-Veranstaltungen aber auch „on demand“ angeboten werden.
Gleichermaßen sehen wir uns auch durch die verschiedenen Veränderungen einer höheren Volatilität in Bezug auf Auslastung ausgesetzt. Hier müssen Möglichkeiten geschaffen werden, besser mit unseren Kapazitäten zu „atmen“. Dies bedarf zum Beispiel auch neuer Arbeitszeit- und Schichtmodelle auch in eher statischen Bereichen wie der klassischen Produktion.
Und schließlich sehe ich auch in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, allen Mitarbeitern kommunikativ zu verdeutlichen, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass das sogenannte „New Nor-mal“ nicht der Endzustand ist. Wir müssen heute vielmehr von einem „Never Normal“ ausgehen, bei dem die schnelle Anpassungsfähigkeit einer Organisation ein entscheidender Wettbewerbsfaktor ist.
Wir danken Marcus Knöbel recht herzlich für die Einblicke in die unternehmerischen Prozesse zum Thema „Weiterentwicklung und Fortschritt“ und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg!
Wer sich im Rahmen der Personalentwicklung zum Weiterbildungs- und Kooperationsangebot der WBH informieren möchte, findet hier tiefergehende Informationen.